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Vom Wettersegen

Liturgie und Wetter – das ist kein dem Klimawandel verdanktes Modethema. Gott als Schöpfer des Lebens anzurufen ist heute so aktuell wie in früheren Zeiten. (Jürg Stuker)

Im Mittelalter glaubten Christen, dass im Gewitter und Unwetter böse Mächte wirksam sind. Um ihrem Unwesen Einhalt zu gebieten, beteten Christen um Abwehr dieser Mächte. Es entstanden Gebetsformulare – der Wettersegen war geboren! Im deutschsprachigen Raum wird dieser Brauch als erweiterter Schlusssegen der Messfeier immer noch in manchen Pfarreien zwischen Ende April bis Mitte September erteilt.

Die Segnungen stammen aus einer Zeit, in welcher Menschen die Ursachen vieler Naturabläufe noch nicht wissenschaftlich erklären konnten; so legte sich die direkte Anrufung an Gott nahe. Wie sieht das aber heute aus, in einer Zeit, wo der Klimawandel auch wissenschaftlich als menschengemachtes Phänomen als erwiesen gilt?

Dietrich Wiederkehr, 1976, meint dazu: Jetzt erscheint es als Trägheit und Rückfall, wenn der Mensch nach wie vor die inzwischen erkennbaren Zeitursachen …überspringt und nach wie vor direkt Gott dafür verantwortlich macht. Segnungen, die noch diesem früheren Glaubensstil verpflichtet sind, erscheinen jetzt als rückständige Unwissenheit gegenüber der Natur und als Mystifizierung. Dass damit Segnungen gegenstandslos geworden sind, soll hiermit nicht gesagt sein.

Das eine tun, das andere nicht lassen! Nehmen wir unsere Verantwortung für die ganze Schöpfung wahr und beten wir weiterhin vertrauensvoll zum Schöpfer des Lebens: Aus dem Reichtum deiner Liebe schenkst du uns die Früchte der Erde: den Ertrag aus Garten und Acker, Weinberg und Wald, damit wir mit frohem und dankbarem Herzen dir dienen.

Marlise Hofmann